Kürzlich besuchte eine Teilnehmerin einen Kurs bei mir. Sie hatte vor einigen Monaten regelmässig an Pilates Gruppenstunden teilgenommen, verletzungsbedingt aber eine Zwangspause einlegen müssen.
In dieser Zwangspause haben die Muskeln sich zurückgebildet, was aber bestehen blieb, ist die Qualität der Bewegung. Damit meine ich, die Bewegungen wurden korrekt ausgeführt, auch wenn es nun anstatt 10 Wiederholungen noch fünf waren. Diese fünf waren perfekt!
Was ist hier nun also passiert?
Unsere Muskeln sind ziemlich intelligent, sie erinnern sich an Bewegungsabläufe, auch wenn die Muskelkraft abgebaut hat. Man nennt dies in der Fachsprache der Muscle-Memory Effect.
Die erste Pilates Stunde nach der Pause ist bekanntlich anstrengender als die vor der Pause. Während einer Pause können deine Muskeln an Stärke verlieren, manche sagen dies kann sogar bereits nach einer Woche ohne Training geschehen. Das klingt sehr frusstrierend, aber es gibt auch eine gute Nachricht und die heisst eben Muscle-Memory Effect.
Wenn du Pilates trainierst aktivierst du die Genaktivität der Muskeln. Im Pilates ist dies zudem sehr effektiv, da du Bewegungsmuster absolvierst, das versteht unser Gehirn besser als isolierte Muskelbewegungen. Zudem führst du die Bewegungen langsam und kontrolliert aus, was unserem Gehirn die Zeit gibt, die Bewegungen abzuspeichern und die entsprechenden Synapsen zu bilden.
Wenn du nun eine Pause einlegst, schrumpfen zwar die Muskeln, aber die veränderte Genaktivität bleibt bestehen. Beginnst du das Training wieder, erinnern sich deine Muskeln und verstärken sich nochmals und dies schneller, da du den Grundstein dafür bereits gelegt hast. Du steigerst mit der Pause somit die Erinnerungsfähigkeit deiner Muskeln. Eine Pause hat also auch durchaus seine Vorteile.
Pilates zielt darauf ab, unsere Bewegungsmuster so natürlich und gesunderhaltend zu gestalten wie nur möglich. Da Pilates sehr durchdacht aufgebaut ist und genau dieses Muskelgedächtnis angeregt wird, ist Pilates extrem effektiv bei Fehlhaltungen oder körperlichen muskulären Ungleichheiten. In diesem Sinne freue ich mich unglaublich auf die Stunden nach den Sommerferien und jetzt wisst ihr auch genau, warum ich etwas grinsen werde.